Unterschiedliche Gesprächspartner
Motivation
Sam Bleckley hat in seinem Blog (link) von einem Gespräch mit seinem spirituellen Freund berichtet, der ihm vier unterschiedliche Typen von Gesprächspartnern vorgestellt hat. Der Originaltext "Church of interruption" ist in Englisch geschrieben und hier zu finden: Link. Im folgenden habe ich den Text übersetzt:
Übersetzung
Manchmal bemerke ich mitten in einer Diskussion, dass eine komische Stimmung aufkommt, da ich meinen Diskussionspartner eventuell über den Mund gefahren bin. Aber bevor ich weitererzähle sollst du wissen, dass ich einen spirituellen Freund habe. Es handelt sich um einen alten, weisen und spirituellen Geist, mit dem ich des öfteren Tee trinke. Bei einem Tee-Treffen erwähnte ich ihm gegenüber meine Gesprächsproblematik. Darauf entgegnete er mit:
Freund: "Ja, Sam, ich kann mir schon vorstellen, dass es schwer für dich ist, mit zwei gegensätzlichen Glaubensgemeinschaften zu leben"
Nun ist es so, dass ich garnicht religiös bin, was unter meinen Bekannten wohl bekannt ist. Mir war also unklar worauf er hinaus wollte, also nickte ich ihm zu, damit er fortfuhr.
Freund: "Sieh', du gehörst der Glaubensgemeinschaft der Unterbrechenden an." Mir war es weiterhin unklar worauf er hinaus wollte, also nickte ich ihm abermals zu, dass er fortfuhr.
Freund: "Was ich meine, ist dein Verhalten während unserer Gespräche. Wenn du verstanden hast, was ich gerade zu sagen versuche, so lässt du mich meinen Satz nicht mehr beenden, du - "
Ich: " - unterbrichst. Natürlich. Denn es ist so am einfachsten klar zu machen, dass ich verstanden habe, was du sagen willst."
Freund: "Das ist seht freundlich. Und ja du hast recht, denn wenn du meinen Satz genau so beendest, dass ich damit einverstanden bin, dann weiß ich dass du verstanden hast. Außerdem, wenn ich deine Zusammenfassung anneheme, wissen wir beide, dass bei dir genau das selbe angekommen ist. Das ist sehr effizient."
Ich wartete, aber er sagte nichts mehr. Etwas frustriert fragte ich: "Was ist jetzt das Problem? Und was soll das mit Religion zu tun haben? Du weißt doch, dass ich nicht -"
Freund: "Ja, ja, schon klar. Das Problem entsteht immer dann, wenn du annimmst, das jeder gleich funktioniert. Wenn ich dich jetzt nicht unterbrochen hätte, wie lange hättest du dann Dinge erzählt, die wir beide schon wissen? Wenn ich dich nicht unterbreche um dir zu signalisieren das ich verstanden habe, wenn ich mein Verstehen auf andere Weise signalisiere als du, dann hättest du nie aufgehört zu reden im Glauben ich würde nicht verstehen."
Ich legte die Stirn in Falten und sagte nichts.
Freund: "Lass mich ein kleines Diagramm skizzieren" und er zeichnete auf eine Serviette die 4 Quadranten der Gesprächspartner:
Ich unterbreche Ich warte bist du fertig bist ------------------------------------------------------------------------------------- Ich lasse dich unterbrechen Glaubensgemeinschaft Die Sanftmütigen der Unterbrechenden Ich rede ununterbrochen Die Anpreiser Glaubensgemeinschaft der Höflichkeit
Er fuhr fort: "Es gibt zwei kontroverse Dogmen. Sie sind jeweils in-sich geschlossen und du kannst dich beiden anschließen. Falls du dich einem Lager anschließt, so wirst du mit allen Menschen deiner Glaubensgemeinschaft glücklich konversieren können. Die vier Lager sind: die Glaubensgemeinschaft der Unterbrechenden -"
Ich: "- was dann ja wohl meine ist. Allerdings klingt der Name wenig schmeichelhaft."
Freund: "Es ist deine, und es ist lediglich ein Name. Das Bekentniss dieser Glaubensgemeinschaft lautet in etwa:"
Das heilige Bekentniss zur Glaubensgemeinschaft der Unterbrechenden: Du sollst unterbrechen sobald du verstanden hast. Du sollst solange sprechen bis ich unterbreche. Du sollst mir mit Gesten signalisieren, dass ich weitersprechen soll.
Freund: "Nichts ist falsch an der Glaubensgemeinschaft der Unterbrechenden (kurz: GdU). Aber ich gebe zu, der Name: Glaubensgemeinschaft der Höflichkeit klingt besser. Das ihrige Bekenntniss -"
Ich: "- Lass mich sehen, ob ich es sagen kann. Erstens: Du sollst nicht unterbrechen." Tatsächlich hatte ich den Eindruck, das ich zu Begreifen begann
Er nickte mir zu und sagte: "Und?"
Ich: "Oh, es gibt mehr?"
Das heilige Bekentniss zur Glaubensgemeinschaft der Höflichkeit: Du sollst nicht unterbrechen. Du sollst dich kurz fassen. Du sollst mir mit Gesten Signalisieren, dass du Verstanden hast und selber reden möchtest.
"Also," sagte er, als ich beide nebeneinander vor mir hatte, "was passiert -"
Ich: "- wenn jemand aus der GdU mit jemanden der GdH spricht? Oh mist" und es trieb mir die schamesröte in's Gesicht, denn auf einmal vielen mir die ganzen verpatzten Gespräche der Vergangenheit ein. Es war alles spiegelverkerht! Ich: "All die Hinweise die ich als 'weiterreden' interpretiert hatte, bedeuteten tatsächlich 'Jetzt sei mal still!'"
Er nickte.
Ich dachte für einen Moment nach und sagte: "Ok das ergibt Sinn. Aber es wird sicher Zeichen geben die ich lernen kann um zu erkennen Wen ich vor mir habe, und dann -"
Freund: "- Und dann was? All die Gesprächsgewohnheiten die du in Jahrzenten erlernt hast würden nicht mehr funktionieren. Es ist schwierieger als du denkst und es gibt nur wenig Platz für ökomenische Freundschaften. Obendrein ist es nicht so einfach, abtrünnig zu werden."
Ich: "Und was ist mit den anderen beiden Quadranten?"
Freund: "Von den Sanftmütigen wirst du wenig gehört haben. Sie kommen gut mit den Höflichen zurechte, aber treffen sie auf einen Unterbrechenden, machen sie dicht. Willst du etwas von ihnen erfahren, darfst du sie nie unterbrechen, denn nur schweigen ist jene Klinge die dünn genug ist, unter den Panzer der Sanftmütigen zu gelangen."
Hier pausierte er und ich versuchte meine Stimme ernsthaft still zu halten. Es hielt wenige Sekunden bevor ich platzte - ich war einfach zu gespannt, was noch käme.
Ich: "und die Anpreiser?"
Freund: "Die Anpreiser sind fabelhafte Geschichtenerzähler, brilliante Dozenten und charismatische Gesprächspartner. Aber du kannst so einem nicht auf seinem eigenen Territorium begegnen - zumindest nicht wenn du ihm etwas erzählen willst. Diskussionen mit Anpreisern sind etwas für fortgeschrittene. Deine erste Aufgabe wird nicht sein mit einem zu reden, sondern nicht selber zu einem zu werden"
Ich: "Das ist möglich?"
Freund: "Natürlich! Innerhalb von bruchteilen einer Sekunde. Sobald du meinst, ein anderer habe nichts interresantes zu erzählen, wirst du zum Anpreiser in den Augen deines Gegenübers. Geschieht dies zu oft, wird es zur Gewohnheit - und eventuell sprichst du nie mehr mit einem Menschen"
Er fixierte mich mit seinem klaren Blick. Mir schauderte es. Freundlicherweise wechselte er dann das Thema.
Ich wiederhole unser Gespräch hier weil ich es ziemlich bereichernd gefunden habe. Allerdings musst du eines Wissen. Auch wenn ich jetzt verstehe, warum manche Personen getroffen oder angegriffen reagieren, so hat dieses Verständniss doch nicht dazu geführt, dass ich diese Situationen verhindern könnte. Noch nicht. Gewohnheiten lassen sich so einfach nicht ablegen und es ist auch schwierig Freundschaften aufrecht zu halten, mit Leuten die nicht zu einer Glaubensgemeinschaft gehören. Was ich mich frage: Ist mein spiritueller Freund ein GdU oder hat er beide Glaubensbekentenisse drauf? Und ist er in der lage mit einem Anpreiser zu sprechen?
– Ende der Übersetzung